- Sorge der Kreishandwerkerschaft: Heizungspläne der Bundesregierung sind in der Praxis nicht umsetzbar. Es fehlt an Personal, Unternehmen müssen Aufträge ablehnen.
- Image der Handwerksberufe für Jugendliche attraktiver machen. Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Ausbildung fördern.
Wie ist die Lage der Handwerksbetriebe der Region angesichts des aktuellen Heizungsumbau-Zwangs der Ampel-Regierung, der nach wie vor anhaltenden hohen Preise und vor allem dem immensen Fachkräftemangel? Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsbundestagsfraktion und heimische Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner sowie ihr Fachkollege im Landtag, Dr. Helmut Martin MdL, haben zu diesen und weiteren Themen die Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück besucht. Was Kreisgeschäftsführer Martin Partenheimer zu berichten hatte, deckt sich mit den gewonnenen Eindrücken der Abgeordneten aus ihren vielen Unternehmensbesuchen im Kreis.
Die aktuellen Pläne der Bundesregierung zum Gebäudeenergiegesetz treibt nicht nur die Bürgerinnen und Bürger um, sondern fordert die Betriebe im Landkreis sehr. Die Ampel-Koalition habe es nicht geschafft, verständlich und bürgerfreundlich beim Thema Heizungen vorzugehen. Und vor allem hat sie die Pläne offenbar ohne Einbeziehung derer gemacht, ohne die die Wärmewende nicht gelingen kann: die ausführenden Handwerksbetriebe. Es stellt sich die Frage, wie die Umbauten inmitten des aktuellen Fachkräftemangels bewerkstelligt werden sollen. „Viele Heizungsbauer und Handwerker aus der Region nehmen bereits keine Neukunden mehr an, weil sie der hohen Nachfrage personell, zeitlich und auch aufgrund nicht lieferbaren Materials nicht nachkommen. Selbst wenn es die von Habeck avisierten 500 000 Wärmepumpen pro Jahr gebe, müssen die noch erst verbaut werden. Das wird nicht zu schaffen sein“, bestätigt auch Kreisgeschäftsführer Martin Partenheimer. Zudem gebe es gerade einen Boom, noch schnell neue Gas- und Ölheizungen einbauen zu lassen.
Der Gesetzesentwurf ist aus Sicht der Union ein wahrer Bürokratie-Dschungel, der noch dazu hohe Anforderungen stellt. Auf Eigentümer, Mieter, Wohnungsbaugesellschaften sowie Wärmenetzbetreiber kommen unkalkulierbare Kosten zu. Nicht wenige plagt die Angst, ob sie sich mit den teuren Plänen das Dach über ihrem Kopf überhaupt noch leisten können. „Klar ist“, so Julia Klöckner, „mit dem Wirrwarr der vergangenen Wochen und diesem Beschluss setzt die Ampel-Regierung die Akzeptanz für den Klimaschutz und für Eigentum aufs Spiel. Die Menschen sind immer noch im Unklaren darüber, wie sie die Modernisierung ihrer Heizungen umsetzen und finanzieren sollen. Es braucht aber eine pragmatische Wärmewende, die den Menschen Gestaltungsfreiheit gibt – nicht mit der Brechstange, sondern mit Anreizen und realistischen Berechnungen. Wer anders vorgeht, greift das Eigentum der Leute an“, so die Bundestagsabgeordnete.
Weiteres Thema des Gesprächs im Haus des Handwerks war die angespannte Personalsituation. Volle Auftragsbücher, aber zu wenig Mitarbeiter, um diese zeitnah auszuführen – so geht es vielen Betrieben der Nahe-Region derzeit. Ein Grund ist der Fach- und Arbeitskräftemangel, der auch die Zukunft des Handwerks generell fordert. Die Mehrzahl der Jugendlichen strebt das Abitur und eine akademische Ausbildung an. Die Folge: Alle Bereiche, die von einer betrieblichen Ausbildung abhängen, stehen vor einem großen Problem. Ein wichtiges Anliegen ist Martin Partenheimer daher auch die in der Praxis gelebte Gleichstellung von beruflicher und akademischer Ausbildung. Etwa durch Einführung eines Azubi-Tickets. Um junge Menschen für einen Handwerksberuf zu begeistern, müsse man schon frühzeitig in die Schulen – vor allem auch in die Gymnasien – gehen, denn nach dem Abitur muss nicht zwangsläufig ein Studium folgen. Auf Lehrkräfte und Eltern will die Kreishandwerkerschaft noch intensiver zugehen, um ihnen die Attraktivität, die ein Handwerksberuf mit sich bringt, zu vermitteln. Oft seien es nämlich Kinder aus einem Akademikerhaushalt, für die eine Ausbildung im Handwerk nicht vorstellbar ist. Auch, weil die Eltern davon abraten und es nicht vorleben. „Ein Ansatz wäre, dass das Land Schülerpraktika in einem Handwerksbetrieb mit einem Taschengeld für die Schülerinnen und Schüler fördert, denn derzeit möchten viele lieber in den Ferien etwas Geld verdienen, als sich um die spätere Berufswahl zu kümmern. Eine Forderung, die die CDU-Landtagsfraktion bereits ins rheinland-pfälzische Parlament eingebracht hat“ erläutert Dr. Helmut Martin. Und für angehende Lehrkräfte könnte eine Station im Referendariat eine mehrwöchige Hospitanz in einem Betrieb sein, um ein Gespür für eine Ausbildung jenseits der Universität zu bekommen“, so Julia Klöckner und Dr. Helmut Martin. Zu unbekannt sei vielen auch die Möglichkeit, während der Ausbildung für eine Zeit ins europäische Ausland zu gehen. Etwa über das Programm „Berufsbildung ohne Grenzen“, das Auslandspraktika während und nach der Ausbildung bietet. Auch über das EU-Programm Erasmus+ können Auslandsaufenthalte während der Berufsbildung finanziert werden.
Partenheimer und die beiden CDU-Abgeordneten verfolgen das gleiche Ziel. Es brauche jetzt ein Gesamtkonzept zur Nachwuchsgewinnung. Ein Konzept, bei dem die Kreishandwerkskammern, die Schulen, Betriebe und flankierend die Politik an einem Strang ziehen mit wirksamen, aufeinander abgestimmten Antworten, die bei den Jugendlichen ankommen müssen. Auch das Duale Studium, das in Rheinland-Pfalz laut Martin Partenheimer leider eine „Mogelpackung“ sei, müsse dringend angepasst werden.