Debatte um Freiheit der Wortwahl bei MenschMartin-Veranstaltung im Brauwerk trifft den Nerv

  • Besucher aus der Region schildern eindrückliche Erfahrungen mit Sprachverboten und ‑geboten aus dem Alltag
  • Helmut Martin wirbt für offene Diskussion ohne moralische Überhöhung: Verständnis für notwendige Anpassung, Betrachtung des Kontextes und Verständlichkeit wichtig

 Rund 30 Gäste haben am Donnerstagabend den Weg ins Brauwerk Bad Kreuznach gefunden, um im Rahmen der Diskussionsreihe des Bad Kreuznacher Landtagsabgeordneten Helmut Martin nach längerer „Corona-Pause“ wieder zu einem aktuellen Thema Stellung zu beziehen und Fragen an die Podiumsgäste zu stellen. Diesmal lautete das Thema „Wie frei ist das Wort?“.

 

„Sprache ändert sich, und das ist auch gut so. Und wir müssen alle mit unserer Sprache verantwortungsvoll umgehen. Wir erleben aber gleichzeitig seit einiger Zeit auch im Alltag verstärkt Konflikte, weil eine bisher gebräuchliche Wortwahl als „anrüchig“ abqualifiziert wird oder ein neuer Sprachgebrauch mit moralischem Überlegenheitsanspruch abverlangt wird, ohne dass klar wäre, woraus dieser Überlegenheitsanspruch legitimiert wäre“ begründet Helmut Martin die Auswahl des ersten Debattenthemas. Gerade der Krieg in der Ukraine bzw. das Verbot des Wortes ‚Krieg‘ in Russland würden den Zusammenhang zwischen der Freiheit des Wortes und der Freiheit der Person erschreckend und aktuell deutlich machen. Dass auch bei rechtlich garantierter Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit sehr wohl Druck bei der Formulierung von Ansichten und damit auf die freie Meinungsäußerung ausgeübt wird, veranschaulichte Helmut Martin einleitend in Vertretung des kurzfristig corona-erkrankten Podiumsgasts Prof. Dr. Ackermann am „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“. Das Netzwerk wurde von Prof. Ackermann mitgegründet und ist in zwei Jahren auf über 600 Mitglieder angewachsen. Anlass war die Erfahrung, dass an Hochschulen eine zunehmende Einengung wahrgenommen wird. Gerade junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beklagen, dass sie in Wort und Schrift faktisch zum „Gendern“ gezwungen werden, weil sonst der Zugang zu Drittmitteln oder Buchbeteiligungen behindert wird. „Dies zeigt beispielhaft, dass trotz verfassungsrechtlich garantierter Meinungsfreiheit auf vielfältigen Ebenen eine Aushöhlung droht und daher eine Debatte nötig ist“, so Helmut Martin.

 

Schnell entwickelte sich in der Folge zwischen dem Podium mit Frau Hillesheim (ARD-Flottenmanagerin zuständig für die Profilschärfung der ARD-Partner- und Spartenkanäle) eine lebendige Diskussion, in der die gelernte Journalistin betonte: „Bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist die Freiheit des Wortes gegeben.“ Frau Hillesheim verwies zudem darauf, dass Sprache weniger ein Kriterium in der Programmgestaltung ist, sondern das Interesse an einer Spiegelung der diversen Meinungsbilder und Gruppen in der Gesellschaft im Vordergrund steht. „Ziel des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist es nicht zu spalten, sondern zu vereinen“, so Frau Hillesheim. Die Gäste im Brauwerk berichteten im Folgenden von Erfahrungen mit Sprachverboten, der Gefahr von „Ausradieren“ von kultureller Vergangenheit, wenn etwa ältere Filme oder Bücher nicht mehr veröffentlicht oder darin Wörter ausgetauscht werden. Stattdessen wäre es besser, begleitend auf den historischen Kontext hinzuweisen und für die heute geänderten Ansichten zu sensibilisieren, so die einhellige Meinung der Besucherinnen und Besucher. Ein Schwerpunkt der Debatte lag schließlich auch auf der Frage des Genderns, das auch Frau Hillesheim mit Blick auf die Zuschauerinteressen der ARD bundesweit als „absolutes Reizthema“ einordnete. Dr. Helmut Martin nahm die zahlreichen kritischen Wortmeldungen, die teils eine Bevormundung durch gesellschaftliche Eliten sahen, auf: „Die Gefahr, dass Eliten Regelungen für Sprache vorgeben und dass das als Bevormundung empfunden wird, sehe ich schon“ fasste der Kreuznacher Abgeordnete die Debatte zusammen, um im gleichen Atemzug einzufordern, „wir brauchen aber zugleich Gruppen, die Entwicklungen vordenken. Wichtig ist, dass wir als Gesellschaft solche Veränderungen aber auf Augenhöhe diskutieren und um einen Konsens ringen. Denn klar ist, dass sich Sprache verändert. Es bedarf jedoch eines Weges, der die Freiheit des Wortes garantiert. Es gibt da leider kein Patentrezept, sondern es kommt immer auch auf die Umstände an. Vor allem müssen wir aber bei aller Sorgfältigkeit im Umgang mit unserer Sprache auch auf die Verständlichkeit und die Barrierefreiheit achten. Sonst leidet der Austausch in der Gesellschaft und genau um den geht es in der Demokratie – und auch bei MenschMartin“, so Helmut Martin in seinem Schlusswort.

 

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